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EVROPA TABVLA QVARTA – Quarta Europe Tabula continet Germaniam cum insulis sibi adiacentibus. Die Karte zu ''Magna Germania'' aus der im Original griechisch verfaßten ''Geographike Hyphegesis'' des in Alexandria wirke

Die Neuinterpretation der Germania Magna des Claudius Ptolemaios durch Sven Mildner

DOI https://dx.doi.org/10.23689/fidgeo-5907
Sven Mildner ORCID logo https://orcid.org/0009-0005-8248-4866

In seinem Entwurf zu “Die Neuinterpretation von Claudius Ptolemäus’ Germania Magna – mit Hilfe computergestützter Bildverzerrung einer mittelalterlichen Kartendarstellung des Donnus Nicolaus Germanus – und Betrachtungen zur postglazialen Geodynamik Europas” beschreibt der Autor seine Annahme darüber, dass die Germania Magna einer umfassenderen Landschaftstransformation unterlag als bislang angenommen, bedingt durch die postglaziale Landhebung im Holozän, bzw. aufgrund einer möglichen Reaktivierung der kaledonischen Deformationszone (Caledonian Deformation Front, CDF) im Zuge einer späten Aktivitätsphase der alpidischen Orogenese und den damit einhergehenden tektonischen Aktivitäten in der oberen Erdkruste.*) Diese stehen möglicherweise in Verbindung mit bislang noch nicht zugeordneten oder falsch datierten Bruchereignissen größeren Ausmaßes, die auch zu stärkeren Erdbeben in Europa geführt haben könnten und die uns womöglich sogar aus dem Mittelalter überliefert worden sind[1]. Der Interpretation nach entspricht das durch Ptolemaios beschriebene Gebiet der Germania Magna in seiner Breitenausdehnung in etwa auch dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland, also ohne Teile des heutigen Polens einzubeziehen, so wie bislang durch andere Interpretationen beschrieben. Große Teile der Mitteleuropäischen Senke waren dafür aber wohl – zumindest zeitweise – von einem Flachwassermeer bedeckt gewesen. Dänemark, bzw. Jütland, hatte der Darstellung der Germania Magna nach, und entsprechend dieser Interpretation, keine Verbindung zum Festland.

Welche geologischen Prozesse zu einer möglichen Regression des Oceanus Germanicus geführt haben, soll zwar in erster Linie nicht Gegenstand dieser Interpretation sein, jedoch vermutet der Autor hier mehrere Faktoren, die in der Veröffentlichung bereits ansatzweise dargelegt wurden und die hierfür eine gemeinsame Ursache bilden könnten. Nach neuesten Überlegungen erscheint jedoch die Reaktivierung der CDF im Zuge einer späten Aktivitätsphase der alpidischen Orogenese (d.h. in jüngerer Zeit) eine mögliche Hauptursache darzustellen, bei der sich Avalonia erneut ein Stück weit auf die baltische Kontinentalplatte aufgeschoben und diese somit hinunter gedrückt haben könnte (möglicherweise eine beginnende Subduktion, aber zeitlich begrenzt und regional auf den östlichen Teil der avalonischen Kontinentalplatte beschränkt) – mit der Folge, dass die relative Meeresspiegelhöhe (relative sea level, RSL) an der norddeutschen Küste gefallen ist und dass Landflächen im Oceanus Germanicus plötzlich unter dem Meeresspiegel gelegen haben. Sowohl Vesuv und Ätna in Italien, als auch die Vulkane auf Island, hatten in den genannten Zeiträumen mehrere starke Eruptionen (z.B. 79 n.Chr. die Eruption des Vesuvs, die Pompeji zerstört hat), was ganz allgemein auf eine hohe Geoaktivität in Europa schließen lässt, die zu Spannungen in der Lithosphäre geführt und den Kontinentaldrift angetriggert bzw. intensiviert haben könnte. In diesem Zusammenhang könnte unter anderem auch die (erneute) Hebung der Insel Rügen stattgefunden haben, die den Rest von der durch Erosion abgetragenen Spitze der avalonischen Platte darstellt und aus dem Meer herausragt.

In der Veröffentlichung ist zunächst die postglaziale Landhebung als Hauptursache für eine Regression vermutet worden, die mit dem Ende einer Warmzeitperiode (dem Klimaoptimum der Römerzeit) folglich zu einem fallenden relativen Meeresspiegel (RSL) an der norddeutschen Küste geführt haben könnte. Zuvor war möglicherweise sogar weniger Wasser im Gletschereis gebunden, als nach der kleinen Eiszeit im Mittelalter – also in den letzten fünfhundert Jahren bis fast in die heutige Zeit hinein. Hierzu wurde in der Betrachtung die Arbeit von Olav Liestøl herangezogen, der in den späten 1950er Jahren den Verlauf der Firnline westnorwegischer Gletscher über einen Zeitraum von etwa 10.000 Jahren ausgewertet hat (Glaciers of the present day. In: Olaf Holtedahl Geology of Norway. (=Norges Geologiske Undersökelse, Nr. 208). Oslo, 1960.).

Auch W. Dansgaard et al. (1969), Schönwiese (1995) und Roth (2018) zufolge, und nicht zuletzt die Wortetymologie zu Grönland als “Grünland[2] deuten bereits darauf hin, dass die Durchschnittstemperatur zur Zeit des Ptolemaios und während des Mittelalters, über längere Phasen wohl höher gelegen hat als in den letzten fünfhundert Jahren, und dass Grönland bei seiner Benennung zunächst als grün und somit als fruchtbar wahrgenommen worden ist. Erik der Rote gilt in diesem Zusammenhang als einer der ersten Wikinger, die Grönland zu jener Zeit besiedelten. Über sein Leben ist in nordischen Sagas berichtet worden, hier insbesondere in der Eiríks saga rauða.

Auf den Inselgruppen in der nördlichen Germania Magna haben sich also vermutlich Seevölker als Vorfahren und Verwandte der Wikinger herausgebildet (vgl. auch Waräger), bzw. die Wikinger selbst. Wahrscheinlich sind jene seefahrenden Volksstämme nicht zuletzt auch aufgrund des Expansionsdrucks im Römischen Imperium zunächst vom Festland auf die Inseln im Oceanus Germanicus ausgewichen – oder, da sie infolge der Transgression ursprüngliche Siedlungsgebiete verloren haben. Aus gleichem Grund könnte auch die Völkerwanderung eingesetzt haben, wenn hier nicht kriegerische Auseinandersetzungen das Hauptmotiv darstellen.

Es ist anzunehmen, dass zu dieser Zeit viele Befestigungen und Burgen, bzw. sogar ganze Städte (vgl. Die Sage über Vineta) im Flachwasser, auf Inseln und auf Halbinseln entstanden sind (vgl. auch den Artikel über Wikingerburgen bzw. allgemein über Wallburgen), oder dass die Bewohner auf geschützten Marschinseln gelebt haben (Halligen), bzw. dass diese Bauten später verlandet sind oder bei Flutereignissen zerstört wurden. Unter Berücksichtigung der vorliegenden Interpretation erscheint es dem Autor durchaus auch denkbar, dass historisch überlieferte Sturmfluten in Nord– und Ostsee zumindest teilweise auf tektonische Ereignisse wie erdbebenbedingte Tsunamis zurückzuführen sein könnten (vgl. Mandränke).

Möglicherweise lassen sich durch die vorliegende Interpretation aber auch archäologische Schiffsfunde[3] in Mecklenburg-Vorpommern besser begründen, die zunächst als Grabbeigaben interpretiert werden können, bei denen es sich dann aber auch um untergegangene Schiffe gehandelt haben könnte, die durch den Prozess der Verlandung entsprechend von Sand und Schlick überdeckt worden sind.

*) Ergänzung vom 31.03.2024, Sven Mildner:

mögliche Hebung der avalonischen Kontinentalplatte durch den Gebirgsbildungsprozess und die Reaktivierung der kaledonischen Deformationszone (CDF) (bzw. die Entstehung eines Hochgebirges im Oceanus Germanicus)

Mit der beginnenden Überschiebung Avalonias könnte es auch zu einer stärkeren Aufwulstung bzw. Verdickung der kontinentalen Kruste im Bereich der Niederlande und des norddeutschen Wattenmeeres gekommen sein, was in der Folge auch zu einer Schrägstellung der avalonischen Kontinentalplatte, bzw. der Geländeoberfläche geführt haben könnte (Isostasie). Ursächlich war hierfür womöglich ein Nord-Süd gerichteter Kraftschub im Rahmen der alpidischen Orogenese, der zu einer Hebung des norddeutschen Küstengebietes und der Mitteleuropäischen Senke geführt haben könnte und vielleicht auch zu einer weiteren Hebung des Erzgebirges in jüngster geologischer Zeit, bzw. allgemein zu einer Hebung der Mittelgebirge entlang des Thüringisch-Fränkisch-Vogtländischen Schiefergebirges, weiter die Mainlinie entlang bis zum Rheinischen Schiefergebirge, mit Taunus und Hunsrück. Dabei könnte auch eine Nord-West-Neigung der avalonischen Kontinentalplatte hervorgerufen worden sein, auch weil eine (begrenzte) Aufschiebung auf Baltica nicht an allen Nahtstellen gleichermaßen erfolgen konnte, da Avalonia im Westen von Laurentia überlagert und so letztendlich aus einem weiteren Grund schräg gestellt worden ist. Es handelt sich hier vielmehr auch um die Kollision zweier Kontinentalplatten und nicht etwa um die Subduktion von ozeanischer Kruste.

Vergleiche hierzu auch die Arbeit von Lyngsie, S.B. & Thybo, H.. (2007). A new tectonic model for the Laurentia−Avalonia−Baltica sutures in the North Sea: A case study along MONA LISA profile 3. Tectonophysics. 429. 201-227. 10.1016/j.tecto.2006.09.017., in der es im untersuchten Gebiet bereits zu einer beginnenden Auffaltung der Kontinentalkruste Balticas gekommen ist (Caledonian foreland thrust belt), hier vermutlich als Vorstufe zur Bildung eines Akkretionskeils im Bereich Jütlands, mit der möglichen weiteren Folge einer Verlagerung der Sorgenfrei-Tornquist Zone nach Norden hin, durch die hier einwirkenden Kräfte.

Ein vergleichbares Ereignis hat in der Vergangenheit beispielsweise in stärkerem Ausmaß bei der Plattenkollision von Indien mit Eurasien stattgefunden (vgl. Jiang, Feng & Chen, Xiaobin & Unsworth, Martyn & Cai, Juntao & Han, Bing & Wang, Lifeng & Dong, Zeyi & Tengfa, Cui & Zhan, Yan & Zhao, Guoze & Tang, Ji. (2022). Mechanism for the Uplift of Gongga Shan in the Southeastern Tibetan Plateau Constrained by 3D Magnetotelluric Data. Geophysical Research Letters. 49. 10.1029/2021GL097394.). Letztendlich würde es sich hier also um den Prozess der Gebirgsbildung in seinem anfänglichen Stadium handeln, der an der norddeutschen Küste möglicherweise unterbrochen wurde, da drei Kontinentalplatten hier miteinander verkeilt sind (Avalonia, Baltica und Laurentia), weshalb derzeit also stärkere Kräfte notwendig wären, um den Vorgang an dieser Stelle fortzuführen, welcher hier aber über die Darstellung der Germania Magna bereits nachvollzogen werden kann. Somit hat sich der Vorgang der alpidischen Orogenese in unserer Zeit womöglich von den Alpen stärker in Richtung Skandinavien verlagert, bzw. findet momentan eine nennenswerte Hebung möglicherweise nur noch dort statt, in Abhängigkeit von der Aktivität des mittelatlantischen Rückens und der Kraft, die von der Kollision mit der afrikanischen Kontinentalplatte auf Europa einhergeht.

Gleichfalls könnte aber auch nachvollzogen werden, dass es sehr wahrscheinlich Phasen von stärkerer und Phasen von geringerer Aktivität geben könnte, als dass es sich um einen gleichmäßig stattfindenden Prozess der Gebirgsbildung handelt und dass es zwischenzeitlich sogar sehr starke Aktivitätsphasen gegeben haben muss, um die Landschaftsveränderung (die Veränderung der Geomorphologie) im notwendigen Ausmaß hervorzubringen (da dieser Vorgang speziell in Nordeuropa bislang kaum als solcher erfasst worden ist und sich wahrscheinlich seit Beginn der modernen Geowissenschaften hier in einem recht unauffälligen Aktivitätsstadium befindet).

Erwähnenswert ist außerdem, dass mit der Aufschiebung der kontinentalen Kruste offensichtlich auch ihre Verkürzung in der Länge einhergeht, die im Hinterland zu Grabenbrüchen führt. (vgl. erneut Jiang, Feng & Chen, Xiaobin & Unsworth, Martyn & Cai, Juntao & Han, Bing & Wang, Lifeng & Dong, Zeyi & Tengfa, Cui & Zhan, Yan & Zhao, Guoze & Tang, Ji. (2022). Mechanism for the Uplift of Gongga Shan in the Southeastern Tibetan Plateau Constrained by 3D Magnetotelluric Data. Geophysical Research Letters. 49. 10.1029/2021GL097394.)

Möglicherweise ist der EgerGrabenbruch also auch in engerem Zusammenhang mit diesem Prozess entstanden bzw. durch frühere (vielleicht auch periodisch auftretende) Ereignisse gleicher Natur. Ebenso sollte aber auch darüber nachgedacht werden, ob vielleicht der Elbtalkessel zwischen Meißen und Dresden letztendlich ein Resultat solcher Vorgänge sein könnte. Meines Erachtens deutet die Germania Magna darauf hin, dass das Gebiet um Elbsandsteingebirge und Lausitzer Gebirge zwischenzeitlich noch einmal geomorphologische Veränderungen erfahren haben könnte. Das Erzgebirge war auch der Germania Magna Beschreibung zufolge zwar bereits vorhanden, aber es ist schwierig eine Aussage darüber zu treffen, ob es in jüngster geologischer Zeit nicht vielleicht noch eine neuerliche Hebung gegeben hat, die in einem Zusammenhang mit der tektonisch-bedingten Regression des Oceanus Germanicus steht, bzw. ein (weiteres) Absinken des Ergebirgsvorlands, als Folge einer beginnenden Überschiebung der kontinentalen Kruste an der Küste – und wie bereits angedeutet, mit der damit einhergehenden Verkürzung der kontinentalen Kruste im Landesinneren – wenngleich solche Vorgänge der bisherigen Auffassung zufolge, im Wesentlichen natürlich zu einem deutlich früheren Zeitpunkt stattgefunden haben müssten. Aber auch nach der Entlastung der Kruste durch den Rückgang der Krafteinwirkung (Entspannung), könnten vermutlich Grabenstrukturen entstehen.

Es ist also durchaus denkbar, dass ein noch engerer Zusammenhang zwischen der derzeitigen Hebung Skandinaviens und der alpidischen Orogenese besteht, als bislang vermutet und dass die postglaziale Landhebung dementsprechend nur noch zu einem gewissen Teil ursächlich hierfür sein könnte. Die vergleichsweise schnelle Hebung Skandinaviens in heutiger Zeit wäre dann möglicherweise viel mehr auf eine Auffaltung der kontinentalen Kruste zurückzuführen.

Durch die Annäherung Skandinaviens an Zentral-Europa hat sich vermutlich auch der Nordsee-Zentralgraben gebildet, als Verwölbung bzw. Ausbeulung der kontinentalen Kruste (vgl. Arfai, J., Franke, D., Lutz, R. et al. Rapid Quaternary subsidence in the northwestern German North Sea. Sci Rep 8, 11524 (2018). https://doi.org/10.1038/s41598-018-29638-6). Vormalige Landflächen in der Nordsee, wie beispielsweise Albionis pars wurden dadurch vermutlich Teil dieser Grabenstruktur und sind infolgedessen unter den heutigen Meeresspiegel gefallen. In diesem Zusammenhang besteht vielleicht auch eine engere Beziehung zur Öffnung des Oberrheingrabens (vgl. Mittelmeer-Mjösen-Zone). Die Gegend rund um das Rheinische Schiefergebirge bis zum Ärmelkanal hin könnte hier wie ein Dreh- oder Ankerpunkt (bzw. wie eine Stützstelle) einer leichten Verdrehung gewirkt haben, bei dem eine Richtungsänderung der Kraft stattgefunden hat, durch die feste Struktur im Untergrund, die nur bedingt nachgegeben hat.

Für Anregungen und Hinweise können Sie mich gern jederzeit kontaktieren.

BASIN 9601, DEKORP
German continental seismic reflection program, https://www.gfz-potsdam.de/en/dekorp/basin96/results
BASIN 9601, DEKORP – German continental seismic reflection program, ergänzt von Sven Mildner
schematische Darstellung der Gebirgsbildung (Skizze), Modified from “Parks and Plates: The Geology of our National Parks, Monuments and Seashores,” by Robert J. Lillie, New York, W. W. Norton and Company, 298 pp., 2005, www.amazon.com/dp/0134905172., ergänzt durch Sven Mildner
schematische Darstellung der Gebirgsbildung (Skizze), Modified from “Parks and Plates: The Geology of our National Parks, Monuments and Seashores,” by Robert J. Lillie, New York, W. W. Norton and Company, 298 pp., 2005, www.amazon.com/dp/0134905172., ergänzt durch Sven Mildner
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vgl. S.B. Lyngsie, H. Thybo, A new tectonic model for the Laurentia−Avalonia−Baltica sutures in the North Sea: A case study along MONA LISA profile 3, Tectonophysics, Volume 429, Issues 3–4, 2007, Pages 201-227, ISSN 0040-1951, https://doi.org/10.1016/j.tecto.2006.09.017.
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The model explains the simultaneous timing of several diverse geological events, and shows how the intra-continental stratigraphic record can reveal the timing and dynamics of stress changes, which cannot be resolved by reconstructions based only on plate kinematics. (vgl. Dynamics of Mid-Palaeocene North Atlantic rifting linked with European intra-plate deformations, Nielsen, S., Stephenson, R. & Thomsen, E. Dynamics of Mid-Palaeocene North Atlantic rifting linked with European intra-plate deformations. Nature 450, 1071–1074 (2007). https://doi.org/10.1038/nature06379)

  1. vgl. Dr.-Ing. habil. G. Meier (1998). Historisches zu Erdbeben im Erzgebirge, In: Sächsische Heimatblätter Nr. 20, https://www.dr-gmeier.de/pub/oa0003.pdf
  2. vgl. Preiser-Kapeller, J. (2020). Der Lange Sommer und die Kleine Eiszeit: Klima, Pandemien und der Wandel der Alten Welt, 500-1500 n. Chr, ISBN 978-3854768890, hier auch unter Berücksichtigung der Wortetymologie zu Grönland als “Grünland
  3. bspw. sogenannte “Usedomer Bootsgräber” vgl. BIERMANN, Felix. Usedomer Bootsgräber. Germania: Anzeiger der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts, 2004, 82. Jg., Nr. 1, S. 159-176.

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Eine vergleichende Darstellung zwischen der mittelalterlichen Germania Magna Karte des Donnus Nicolaus Germanus mit einer farbigen Abbildung aktueller Höheninformationen (DGM).

Dieses Bild zeigt eine farbige Darstellung aktueller Höheninformationen (DGM), überlagert mit der Germania Magna Karte des Donnus Nicolaus Gemanus.

Die Verortung des Vistula Fluvius auf der Germania Magna, mit Oderbruch und Ziltendorfer Niederung ganz im Osten der Kartendarstellung. Hier verläuft möglicherweise eine Transformstörung, die durch eine partielle Aufschiebung Avalonias auf die baltische Kontinentalplatte entstanden sein könnte (vgl. Jiang, Feng & Chen, Xiaobin & Unsworth, Martyn & Cai, Juntao & Han, Bing & Wang, Lifeng & Dong, Zeyi & Tengfa, Cui & Zhan, Yan & Zhao, Guoze & Tang, Ji. (2022). Mechanism for the Uplift of Gongga Shan in the Southeastern Tibetan Plateau Constrained by 3D Magnetotelluric Data. Geophysical Research Letters. 49. 10.1029/2021GL097394). Oderbruch und Ziltendorfer Niederung könnten also aus einer früheren Tal-Niederung hervorgegangen sein, welche entlang einer Transformstörung auseinander geschoben bzw. versetzt worden ist.

Die zuvor beschriebene Situation, hier sinngemäß auf das betrachtete Gebiet der Germania Magna bezogen: Hiernach erklärt sich möglicherweise auch die Entstehung von Störungszonen, wie dem Elbe-Ligament, welche im Zusammenhang mit der vermuteten Hebung des norddeutschen Küstengebietes entstanden sein könnten (mit der Aufschiebung Avalonias) bzw. die Verkürzung der kontinentalen Kruste im Landesinneren, welche womöglich auch in Verbindung mit der Entstehung von bedeutenden Grabenstrukturen zwischen Alpen und Oceanus Germanicus steht. Gleichzeitig könnte durch die stärkere Aufwulstung der Kruste zwischen Rheinischem Schiefergebirge, der Niederlande und dem Küstengebiet der Nordsee, ein Absinken der Lithosphäre stattgefunden haben (Isostasie), mit der möglichen Folge einer Neigungsänderung der Geländeoberfläche und der weiteren Heraushebung des Erzgebirges als Pultschollengebirge. (Norden hier am linken Bildrand, Google Earth Pro, 2024)

Die zuvor beschriebene Situation, hier sinngemäß auf das betrachtete Gebiet der Germania Magna bezogen: Hiernach erklärt sich möglicherweise auch die Entstehung von Störungszonen, wie dem Elbe-Lineament, welche im Zusammenhang mit der vermuteten Hebung des norddeutschen Küstengebietes entstanden sein könnten (mit der Aufschiebung Avalonias) bzw. die Verkürzung der kontinentalen Kruste im Landesinneren, welche womöglich auch in Verbindung mit der Entstehung von bedeutenden Grabenstrukturen zwischen Alpen und Oceanus Germanicus steht. Gleichzeitig könnte durch die stärkere Aufwulstung der Kruste im Bereich der Niederlande und der Nordsee, ein Absinken der Lithosphäre stattgefunden haben (Isostasie), mit der möglichen Folge einer Neigungsänderung der Geländeoberfläche und der weiteren Heraushebung der Mittelgebirge, ggf. auch des Erzgebirges als Pultschollengebirge. (Norden hier am linken Bildrand, Google Earth Pro, 2024)

Ein weiterer alternativer Flussverlauf des Vistula Fluvius könnte zum Teil auch ungefähr dem heutigen Verlauf der Kleinen Elster entsprechen, also nur wenige Kilometer weiter südlich verlaufen, als zunächst in der Variante durch das Dahmetal beschrieben. Möglicherweise handelt es sich hierbei aber auch ganz einfach um unterschiedliche zeitliche Varianten des Vistula Fluvius, mit entsprechender Altarm-Bildung und anschließender Verlandung. Bei ihrem Weg vom Ursprung bis zur Mündung überwindet die Kleine Elster einen Höhenunterschied von nur 30 m (auf 58,8 km Länge). Weitergehende geologische Untersuchungen können hier künftig zu einer weiteren Klärung beitragen. Den Ort Stragona könnte man wohl bei der heutigen Stadt Herzberg (im Landkreis Elbe-Elster) vermuten und Budorigum bei Doberlug-Kirchhain. Fraglich ist noch, ob die Elbe (albis fluvii) tatsächlich in ihrem heutigen Verlauf verortet werden kann oder ob auf der Karte vielleicht sogar der Verlauf der Freiberger Mulde bzw. der vereinigten Mulde dargestellt sein könnte. Dann wäre der Ort Nomisterium möglicherweise bei Nossen zu finden (in hoch-mittelalterlichen Urkunden: “Nozin“), ansonsten käme hier wohl Meißen in Betracht (obersorbisch Mišno, tschechisch Míšeň, lateinisch Misnia bzw. Misena).

Für eine adäquate Zuordnung der verzeichneten Orte ist hier eine stärkere Verzerrung der Germania Magna Darstellung notwendig. Jedoch wirkt das Ergebnis einer solchen Kartenüberlagerung augenscheinlich sehr plausibel. So wurde beispielsweise am Zusammenfluss von Schwarzer Elster und Spree, wie der Autor die abgebildeten Flüsse hier zunächst bezeichnet, im heutigen Ort Peitz eine mittelalterliche Festungsanlage errichtet (Festung Peitz), die bekanntermaßen von einem Altarm der Spree umflossen wurde.
Nähere Informationen finden sich hierzu auch unter folgender Website des Historischen Vereins zu Peitz e.V.: https://festungpeitz.de/


Dieser Text bezieht sich auf die Preprint Veröffentlichung zu:

Mildner, Sven. (2020). Die Neuinterpretation von Claudius Ptolemäus’ Germania Magna – mit Hilfe computergestützter Bildverzerrung einer mittelalterlichen Kartendarstellung des Donnus Nicolaus Germanus – und Betrachtungen zur postglazialen Geodynamik Europas. 10.23689/fidgeo-5907.

Erschienen unter ISBN 979-8573568980

Die geografische Beschreibung der ihm bekannten Welt durch den ägyptisch-griechischen Universalgelehrten Claudius Ptolemäus, etwa 150 Jahre nach Christi Geburt, faszinierte zahlreiche Wissenschaftler seiner Zeit – und auch heute noch ist das Interesse an seinem Werk nicht verloren gegangen – im Gegensatz zur sagenumwobenen Insel „Thule“, die dank mystischer Erzählungen immer wieder das Interesse vieler Menschen geweckt hat.

Auf der Suche nach geheimem Wissen, dem Atlantis des Nordens oder, um die Vergangenheit besser zu verstehen, versuchte man die von Ptolemäus angegebenen Koordinaten der jeweils bekannten Welt zuzuordnen und die eingezeichneten Orte, Flüsse und Gebirge zu identifizieren…

Diese Preprint Veröffentlichung mit dem Namen “Die Neuinterpretation von Claudius Ptolemäus’ Germania Magna – mit Hilfe computergestützter Bildverzerrung einer mittelalterlichen Kartendarstellung des Donnus Nicolaus Germanus – und Betrachtungen zur postglazialen Geodynamik Europas” ist ein interdisziplinärer Beitrag, der voraussichtlich auf unterschiedlichen Gebieten der Geistes- und Geowissenschaften zu neuen Erkenntnissen führen wird (postglaziale Geodynamik, historische Geographie, Sozialgeographie und insbesondere auch auf den unterschiedlichen Gebieten der Geschichtswissenschaften führen wird (Ur- und Frühgeschichte, römische Kaiserzeit, Völkerwanderung, frühes Mittelalter)).

Außerdem wird die vorliegende Interpretation der Germania Magna die archäologische Arbeit dahingehend beeinflussen, dass künftig eine bessere räumliche Verortung von aufgefundenen Siedlungen und Fundstätten zueinander vorgenommen werden kann. Zuletzt erfolgte ein entsprechender Versuch zur Verortung durch Kleineberg, Andreas & Nüsse, Hans-Jörg & Marx, Christian & Lelgemann, Dieter in “Germania magna – A new look at an old map: Rectifying Ptolemy’s geographical data for ancient places between the Rhine and the Vistula. Germania. 89. 115-155.” im Jahre 2010 am Institut für Geodäsie und Geoinformationstechnik der Technischen Universität Berlin, mittels geodätischer Entzerrung, in Kombination mit der Kenntnis über frühzeitliche Handelsrouten, allerdings ohne Berücksichtigung einer umfassenderen Lanschaftstransformation durch geologische Prozesse.

Die Berücksichtigung einer umfassenderen Transformation des Landschaftsbildes ermöglicht in der Folge jedoch eine bessere geographische Einordnung der Germania Magna in unser modernes Weltbild und eine besseres Verständnis über die Aufzeichnungen aus der Antike, aus der römischen Kaiserzeit, der Völkerwanderung sowie von frühen kirchlichen Aufzeichnungen, die Christianisierung Europas betreffend. Ebenfalls führen weitergehende Betrachtungen zu einem besseren Verständnis über die postglaziale Geodynamik in Europa und über die Auswirkungen dieser Prozesse auf die weitere Kulturgeschichte früher Völker in Europa.

Das Siedlungsgebiet frühzeitlicher Kulturen entlang der Küste, wie auch das der Wikinger, die auf zahlreichen Inseln nördlich der Germania Magna lebten, kann infolge dieser Interpretation möglicherweise neu betrachtet werden, da mit der Neuinterpretation der Karte auch eine präzisere Verortung archäologisch-bedeutender Siedlungen und Fundstätten aus germanischer Zeit ermöglicht wird.

Es handelt sich bei dieser Arbeit aber letztendlich auch um ein philosophisches Dokument des modernen Zeitgeschehens, das exemplarisch die Folgen aktueller politischer Entwicklungen für die moderne Forschungslandschaft aufzeigt und somit ein besseres Verständnis – auch für die Politik des römischen Reiches – ermöglicht, mit welchem sich der Leser bei einer weitergehenden Interpretation der Karte womöglich beschäftigen wird.

So hatten schon vor über 2000 Jahren politische Intrigen und die Bestrebungen zum Machterhalt, aber auch die Expansionsbestrebungen des Reiches, nicht selten einen erheblichen Einfluss auf die wissenschaftlichen Arbeiten dieser Zeit und somit auch auf die Glaubwürdigkeit vieler Autoren, wenn sie heute rückblickend und mit entsprechendem Abstand betrachtet werden – also ohne, dass dabei tatsächlich alle Umstände ihrer Arbeit heute noch bekannt wären.

Insbesondere in Phasen von politischer oder gesellschaftlicher Instabilität sind Regime für den eigenen Machterhalt stets darum bemüht, die Freiheitsrechte von Bürgern allgemein, aber auch die freie Ausübung der wissenschaftlichen Tätigkeit zu beschränken, die dann sehr leicht der jeweiligen Propaganda und einem gezieltem Framing zum Opfer fallen. Kritische Wissenschaftler, die wenigstens um ihre Reputation besorgt sein müssen, wenn sie sich nicht konform mit der gerade noch zulässigen politischen Meinung zeigen, verschieben ihre Veröffentlichungen teilweise oder passen sie den besonderen Gegebenheiten entsprechend an. Gelegentlich bleibt die Arbeit unvollendet oder geht sogar ganz verloren.

Auch die multiple Krise unserer Zeit hat aufgrund der massiven Transformationsprozesse, die im täglichen Leben aller Bürger stattfinden, wohl einen anzunehmenden, aber bislang nur wenig beachteten Einfluss auf die Arbeit vieler Forscher und Autoren, die aus ganz ähnlichen Gründen wie schon in Jahrtausenden zuvor, zunächst nur selten Kritik an einer solchen Entwicklung äußern, so dass diese auch öffentlich vernommen werden könnte und welche auch nur dann zu einer ehrlichen Debatte beiträgt – als eine wesentliche Grundlage für den demokratischen Prozess. Und erst nach und nach erfahren die mutigen “Aufständler” ihrer jeweiligen Zeit vielleicht eine Rehabilitation für sich und ihre Arbeit – zumindest dann, wenn es ihnen zuvor gelungen ist, sich nicht in Gänze einem bestimmten Diktat zu unterwerfen und wenn sie mit ihrer Arbeit entsprechende Spuren hinterlassen haben, die eine spätere Interpretation des Entstehungsprozesses erleichtert, weil dieser unter gewöhnlichen Umständen vielleicht zu einem anderen Ergebnis geführt hätte.

Das Dokument wurde daher bewusst im Entwurfsstadium veröffentlicht, an der Stelle der Ausarbeitung, an der es unter Umständen vielleicht niemals weitergeführt worden und stattdessen der Cancel Culture zum Opfer gefallen wäre. Vergleiche hierzu auch die “Behördenbriefe” des Autors, welcher darin bezüglich der politischen Entwicklungen, seine seit März 2020 zunächst bei Facebook veröffentlichten Argumente und Ausarbeitungen zusammenfassend dargelegt hat.

Anmerkung: Bei dieser Ausgabe handelt es sich um eine unvollständige Vorab-Erscheinung aus dem Jahr 2020, da die Zusammenarbeit mit der universitären Forschung im Zuge der Corona-Krise aus politischen Gründen leider nicht mehr möglich war. Eine Fertigstellung des Manuskripts, die fachliche Überprüfung der Inhalte und die Ausarbeitung zu einem umfangreicheren Werk konnte deshalb bis heute nicht erfolgen. Der Autor musste das Projekt aufgrund seines bürgerlich-gesellschaftlichen Engagements leider zurückstellen, veröffentlicht diese Vorab-Version aber dennoch, damit die Inhalte Teil einer wissenschaftlichen Überlegung werden können.

Die Veröffentlichungs-Qualität der digitalen Ausgabe ist leider etwas eingeschränkt, da die Buch-Seiten aus einer bereits erstellten Datei-Kopie zurückgewonnen werden mussten. Im Zuge seines bürgerschaftlichen Engagements zur Bewahrung unserer Demokratie, gegen Faschismus und die Einschränkung unserer Grundrechte, wurde der Arbeitscomputer des Autors mit den Original-Dateien beschlagnahmt und bis zum Tag der Veröffentlichung dieser Entwurfs-Ausgabe widerrechtlich einbehalten.

Anmerkung 2: Auf der Karte, die hier nachfolgend abgebildet wurde, könnte man den Ort “Stragona” wohl bei der heutigen Stadt Herzberg (im Landkreis Elbe-Elster) vermuten und “Budorigum” bei Doberlug-Kirchhain. In der Veröffentlichung, die sich an der Karte des Donnus Nicolaus Germanus orientiert, wurde dieser Ort zunächst im Dahmetal verortet. Auf dieser Karte ist es auch interessant zu erkennen, wie sich hier die “Asciburgius mons” bis südlich vom heutigen Calau (Calisia) erstrecken, wo mit der Calauer Schweiz auch ein entsprechender Höhenzug vorhanden ist.

Albionis Pars” wäre darauf möglicherweise eine Darstellung des Doggerlands.

Abstract aus der Preprint Veröffentlichung zur “Neuinterpretation von Claudius Ptolemäus’ Germania Magna – mit Hilfe computergestützter Bildverzerrung einer mittelalterlichen Kartendarstellung des Donnus Nicolaus Germanus – und Betrachtungen zur postglazialen Geodynamik Europas
https://dx.doi.org/10.23689/fidgeo-5907

Der erste Entwurf dieser Neuinterpretation ist als gedrucktes Taschenbuch bei Amazon erhältlich:

ISBN 979-8573568980

Die Neuinterpretation von Claudius Ptolemäus’ Germania Magna – mit Hilfe computergestützter Bildverzerrung einer mittelalterlichen Kartendarstellung des Donnus Nicolaus Germanus – und Betrachtungen zur postglazialen Geodynamik Europas: 

Die geografische Beschreibung der ihm bekannten Welt durch den griechischen Universalgelehrten Claudius Ptolemäus, etwa 150 Jahre nach Christi Geburt, faszinierte bereits zahlreiche Wissenschaftler seiner Zeit – aber auch heute ist das Interesse an seinem Werk noch nicht verloren gegangen – im Gegensatz zur sagenumwobenen Insel „Thule“, die dank mystischer Erzählungen immer wieder das Interesse vieler Menschen geweckt hat. Auf der Suche nach geheimem Wissen, dem Atlantis des Nordens oder, um die Vergangenheit besser zu verstehen, versuchte man die von Ptolemäus angegebenen Koordinaten der jeweils bekannten Welt zuzuordnen und die eingezeichneten Orte, Flüsse und Gebirge zu identifizieren…

Bei dieser Ausgabe handelt es sich um eine unvollständige Vorab-Erscheinung aus dem Jahr 2020, da die Zusammenarbeit mit der universitären Forschung im Zuge der Corona-Krise aus politischen Gründen leider nicht mehr möglich war. Eine Fertigstellung des Manuskripts, die fachliche Überprüfung der Inhalte und die Ausarbeitung zu einem umfangreicheren Werk konnte deshalb bis heute nicht erfolgen. Der Autor musste das Projekt aufgrund seines bürgerlich-gesellschaftlichen Engagements leider zurückstellen, veröffentlicht diese Vorab-Version aber dennoch, damit die Inhalte Teil einer wissenschaftlichen Überlegung werden können.

Die Veröffentlichungs-Qualität der digitalen Ausgabe ist leider etwas eingeschränkt, da die Buch-Seiten aus einer bereits erstellten Datei-Kopie zurückgewonnen werden mussten. Im Zuge seines bürgerschaftlichen Engagements zur Bewahrung unserer Demokratie, gegen Faschismus und die Einschränkung unserer Grundrechte, wurde der Arbeitscomputer des Autors mit den Original-Dateien beschlagnahmt und bis zum Tag der Veröffentlichung dieser Entwurfs-Ausgabe widerrechtlich einbehalten.


Buchbeschreibung zur Entwurfs-Veröffentlichung von: Sven Mildner (Hrsg.): Die Neuinterpretation von Claudius Ptolemäus’ Germania Magna – mit Hilfe computergestützter Bildverzerrung einer mittelalterlichen Kartendarstellung des Donnus Nicolaus Germanus – und Betrachtungen zur postglazialen Geodynamik Europas. Dresden 2020, ISBN 979-85-7356898-0, erschienen bei Amazon.de, (Broschur. 38 Seiten, Entwurfsveröffentlichung)”

https://www.amazon.de/Neuinterpretation-Claudius-Ptolem%C3%A4us-Germania-Magna/dp/B0CV7RDXD7/
vorläufiges Quellenverzeichnis vom 11.02.2024:

Nüsse, Hans­ Jörg & Marx, Christian & Lelgemann, Dieter. (2011). Germania magna ­ A new look at an old map: Rectifying Ptolemy's geographical data for ancient places between the Rhine and the Vistula. Germania. 89.115-­155.

Marx, Christian. (2012). Investigations of the coordinates in Ptolemy’s Geographike Hyphegesis Book 8. Archive for History of Exact Sciences. 66.531­555. 10.1007/s00407-012-0102-0

Lambeck, Kurt & Smither, Catherine & Johnston, Paul. (2002). Sea­level change, glacial rebound and mantle viscosity for Northern Europe. Geophysical Journal International. 134.102144. 10.1046/j.1365­246x.1998.00541.x.

Grieman, Mackenzie & Nehrbass­ Ahles, Christoph & Hoffmann, Helene & Bauska, Thomas & King, Amy & Mulvaney, Robert & Rhodes, Rachael & Rowell, Isobel & Thomas, Elizabeth & Wolff, Eric. (2024). Abrupt Holocene ice loss due to thinning and ungrounding in the Weddell Sea Embayment. Nature Geoscience. 10.1038/s41561-024-01375-8.

Harff, Jan & Deng, Junjie & Dudzinska ­Nowak, Joanna & Fröhle, Peter & Groh, Andreas & Hünicke, Birgit & Soomere, Tarmo & Zhang, Wenyan. (2017). What Determines the Change of Coastlines in the Baltic Sea?. 10.1007/978­3­319­49894­2_2.

Kaufmann, Georg & Lambeck, Kurt. (2002). Glacial isostatic adjustment and the radial viscosity profile from inverse modeling. Journal of Geophysical Research. 107. 10.1029/2001JB000941.

Weninger, Bernhard & Schulting, Rick & Bradtmöller, Marcel & Clare, Lee & Collard, Mark & Edinborough, Kevan & Hilpert, Johanna & Jöris, Olaf & Niekus, Marcel & Rohling, Eelco & Wagner, Bernd. (2008). The catastrophic final flooding of Doggerland by the Storegga Slide tsunami. Documenta Praehistorica XXXV. 34426126. 10.4312/dp.35.1

Streif, Hansjörg. (2004). Sedimentary record of Pleistocene and Holocene marine inundations along the North Sea coast of Lower Saxony, Germany. Quaternary International. 112.3­28. 10.1016/S1040­6182(03)00062­4.

Deng, Junjie & Harff, Jan & Zhang, Wenyan & Schneider, Ralf & DudzinskaNowak, Joanna & Giza, Andrzej & Terefenko, Paweł & Furmanczyk, Kazimierz. (2017). The Dynamic Equilibrium Shore Model for the Reconstruction and Future Projection of Coastal Morphodynamics. 10.1007/978­3­319­49894­2_6.

Interpretationen der Germania Magna durch andere Autoren

Quelle: Seite „Geographike Hyphegesis“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 12. März 2024, 03:25 UTC.
URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Geographike_Hyphegesis&oldid=243034693 (Abgerufen: 16. März 2024, 16:40 UTC):

Interpretation durch Alfred Stückelberger und seine Mitarbeiter, Bern

Die Ptolemaios-Forschungsstelle in Bern[2] hat unter Leitung von Alfred Stückelberger eine Neuausgabe des Handbuchs der Geographie (= Geographike hyphegesis) des Klaudios Ptolemaios geschaffen (Textausgabe 2006[3]; Ergänzungsband 2009[4]), die erste umfassende Neuausgabe seit mehr als 150 Jahren, die erstmals auch eine vollständige deutsche Übersetzung enthält. Bei der Gestaltung des griechischen Textes konnte erstmals die wohl bedeutendste, erst 1927 im Topkapipalast in Istanbul aufgefundene Kartenhandschrift (Codex Seragliensis GI 57, um 1300) durchgehend ausgewertet werden; durch sie konnten zahlreiche Lesarten bestätigt werden.

Die um etwa 150 n. Chr. in Alexandria entstandene Geographike Hyphegesis des Klaudios Ptolemaios gehört mit ihrem theoretischen Vorspann, mit den neuartigen Projektionsmethoden für eine Weltkarte, mit ihrem Ortskatalog von etwa 6400 durch Koordinaten bestimmten Orten sowie einem Kartenatlas mit Weltkarte und 26 Länderkarten zu den bedeutendsten erhaltenen Werken der antiken Wissenschaftsgeschichte. Dieses Werk einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen war das erklärte Ziel des Mitarbeiterteams der Berner Ptolemaios-Forschungsstelle: Eine deutsche Übersetzung, die nötigen Sacherklärungen in den Anmerkungen und ein umfassendes Register sollten dies gewährleisten.

Insbesondere sollten die etwa 13.000 Koordinatenangaben, die in den Handschriften oft fehlerhaft und uneinheitlich überliefert sind, unter Vergleichung mit den überlieferten Karten auf ihre Plausibilität hin geprüft werden. Aufgrund dieser Überprüfung ist – in Anlehnung an die Handschriften – der ganze Kartensatz von Florian Mittenhuber umgezeichnet und damit der Versuch gewagt worden, das ursprüngliche Werk des Ptolemaios wieder sichtbar zu machen. Dass dem Ptolemaios zur Gewinnung der Koordinaten und somit zur Gestaltung der Karten ganz unterschiedliche, zum Teil fehlerhafte Quellen vorlagen und das nun überlieferte geographische Bild durchaus Verzerrungen aufweist, war dem Herausgeberteam von vornherein bewusst. Da die Ursachen für diese Verzerrungen aber sehr verschiedener Art sein können, wird es schwierig sein, die überlieferten Daten großflächig zu entzerren.

Interpretation durch Dieter Lelgemann und andere, Berlin

In der Geographike Hyphegesis sind erstmals viele Orte derart mit Koordinaten versehen, dass sich daraus Karten bzw. ein Atlas zeichnen ließe, wenn die Angaben nicht mit einer Vielzahl von Fehlern behaftet wären. Soweit die Orte in Ptolemäus’ Werk dem historischen Römerreich zurechnen, lassen sich die Ortsbezeichnungen teilweise lokal zuordnen (so ist etwa Argentoratum der Ort, der sich an der Stelle der heutigen Stadt Straßburg befand). Außerhalb des antiken Römerreichs liegende Orte lassen sich dagegen nur ausnahmsweise örtlich zuordnen.

Ein Fortschritt bei der Bestimmung solcher Ortslagen wurde durch die Ergebnisse eines Projekts des Instituts für Geodäsie und Geoinformationstechnik der Technischen Universität Berlin unter Leitung von Dieter Lelgemann erzielt, das sich u. a. mit den Koordinatenangaben im zweiten[5] und dritten[6] Buch der Geographike Hyphegesis befasste.

Für die ptolemäischen Orte in der Germania magna (Buch 2, Kapitel 11) ist es den Wissenschaftlern der TU Berlin gelungen, mit Hilfe einiger Referenzpunkte (CCAA, Weichselmündung, Bonn) die antiken Koordinatenangaben in das moderne geographische Koordinatensystem zu übertragen.

Die Genauigkeit der entzerrten numerischen Angaben des Ptolemaios erweisen sich als erstaunlich hoch. Sie liegt in der Regel bei 10 bis 20 km bzw. 5‘ bis 10‘ für die einzelnen Orte.[7]

In der Tabelle „Orte und Identifizierungen in Germania magna“ findet man 137 antike Namen. Es gibt 3 Gruppen. Bei 3 antiken Namen findet man keine Angaben für den modernen Namen. Bei 60 modernen Namen, findet man ein „bei“ vor dem Namen. Und beim Rest der 74 Namen ist der moderne Name ohne die Angabe „bei“. Man denkt, das ist der moderne Ort. Jedoch findet man in dieser Gruppe auch Orte, die außerhalb der Genauigkeitsangaben der TU-Berlin liegen. So soll zum Beispiel Locoritum (Nr. 99) Langenprozelten sein. Jedoch liegt Langenprozelten 23,6 km bzw. 13‘ N vom umgerechneten entzerrten Ort Marktheidenfeld entfernt. Es erfüllt nicht die Genauigkeitskriterien der TU-Berlin.

Den Projektergebnissen zufolge können die von Ptolemäus für diesen Teil der Welt benannten Orte in vier Gruppen zusammengefasst werden. Die ersten drei Gruppen betreffen dabei Orte, deren Koordinaten gemeinsame geodätische Mess- oder Verzerrungsfehler zugrunde liegen, die sich herausrechnen lassen. Bei der vierten Gruppe liegen nicht systematisierbare Fehler vor, sie blieben deshalb unberücksichtigt.

  • Gruppe 1: Orte mit entzerrbaren Koordinaten, deren Lage sicher ist

Beispiele (jeweils historischer Ort und zugeordneter heutiger Ort):Kalisia bei KaliszKalamantia bei KomárnoAskibourgion bei Moers

  • Gruppe 2: Orte mit entzerrbaren Koordinaten, deren Lage wahrscheinlich ist

Beispiele (jeweils historischer Ort und zugeordneter heutiger Ort):Amisia bei Fritzlar (Ortsteil Geismar), Luppia bei BernburgEbourodounon bei Brünn

  • Gruppe 3: Orte mit entzerrbaren Koordinaten, deren Lage unsicher ist

Beispiele (jeweils historischer Ort und zugeordneter heutiger Ort):Phabiranum bei Bremerhaven (Heidenschanze bei Sievern), Leuphana bei HitzackerTreva bei Bad OldesloeMarionis bei Schönberg (Mecklenburg)Marionis altera bei Güstrow (Ortsteil Lalendorf), Coenoenum bei Waren

Dabei kann wegen der Völkerwanderung der jeweils angegebene heutige Ort nicht einfach als die siedlungsgeschichtliche Fortsetzung des zugeordneten historischen Orts angesehen werden.

Das zeitgenössische wissenschaftliche Anliegen des Ptolemäus besteht darin, Orte in der Germania magna, die nach seiner Erkenntnis eine gleiche Entfernung zwischen Pol und Äquator teilen, zu „Klimaten“ zusammenzufassen. Der Begriff „Klima“ wird also nicht zur Beschreibung von Klimazonen im modernen Sinne verwendet, sondern es handelt sich dabei um „einen Landstrich, dessen Teile den gleichen Neigungswinkel der einfallenden Sonnenstrahlen gegen den Horizont aufwiesen und somit alle unter der gleichen ‚Breite‘ lagen“.[8] Diese Einteilung der germanischen Orte in klimata könnte auf Vermessungen der römischen Armee zurückzuführen sein, die für die Feldzüge in Germanien zwischen 14 v. Chr. und 16 n. Chr. erstellt wurden und von den römischen Garnisonen am Rhein ausgingen. Anscheinend hatte Ptolemaios Zugriff darauf.[1]

Ausgaben und Übersetzungen

  • Alfred Stückelberger, Gerd Graßhoff (Hrsg.): Ptolemaios, Handbuch der Geographie (griechisch-deutsch). Schwabe Verlag, Basel 2006, ISBN 3-7965-2148-7 (Werk in 2 Halbbänden).
  • Karl Friedrich August Nobbe (Herausgeber): Claudii Ptolemaei Geographia. 3 Bände, Leipzig 1843, 1845, Nachdruck Olms, Hildesheim 1966 (griechische Textausgabe).
  • John Lennart BerggrenAlexander JonesPtolemy’s Geography: An Annotated Translation of the Theoretical Chapters. Princeton University Press, 2000.
  • Edward Luther Stevenson (Übersetzer) Claudius Ptolemy: The Geography, New York Public Library 1932, Nachdruck Dover 1991 (englische Übersetzung, sehr fehlerhaft).

Literatur

  • Germanien in der Weltkarte des Klaudios Ptolemaios. In: Abenteuer Archäologie. Nr. 1. Spektrum der Wissenschaft, Heidelberg 2004, S. 9.
  • Andreas Kleineberg, Christian Marx, Eberhard KnoblochDieter Lelgemann: Germania und die Insel Thule. Die Entschlüsselung von Ptolemaios´ „Atlas der Oikumene“. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2010, ISBN 978-3-534-23757-9, S. 131 Seiten mit teils farbigen Karten.
  • Andreas Kleineberg, Christian Marx, Dieter Lelgemann: Europa in der Geographie des Ptolemaios. Die Entschlüsselung des „Atlas der Oikumene“: Zwischen Orkney, Gibraltar und den Dinariden. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2012, ISBN 978-3-534-24835-3.
  • Christian Marx, Andreas Kleineberg: Die Geographie des Ptolemaios. Geographike Hyphegesis Buch 3: Europa zwischen Newa, Don und Mittelmeer. epubli, Berlin 2012, ISBN 978-3-8442-2809-0.
  • Hans-Jörg Nüsse, Dieter Lelgemann, Christian Marx: Germania magna – Ein neuer Blick auf eine alte Karte. Entzerrte geographische Daten des Ptolemaios für die antiken Orte zwischen Rhein und Weichsel. In: Germania Jahrgang 89, 2011 S. 115‒155 (doi:10.11588/ger.2011.96480).
  • Klaus Geus: Ptolemaios über die Schulter geschaut – zu seiner Arbeitsweise in der Geographike Hyphegesis. In: Michael Rathmann (Hrsg.): Wahrnehmung und Erfassung geographischer Räume in der Antike. Philipp von Zabern, Mainz 2007, ISBN 978-3-8053-3749-6, S. 159–166.
  • Elisabeth Rinner: Zur Genese der Ortskoordinaten Kleinasiens in der Geographie des Klaudios Ptolemaios, Bern Studies 2013 (erhielt den Georg-Uschmann-Preis für Wissenschaftsgeschichte).

Weblinks

Commons: Geography (Ptolemy) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Neue Website wird aufgerufen: Cartographie Unchained: MAGNA GERMANIA; CLAUDIUS PTOLEMY BOOK 2, CHAPTER 10

Anmerkungen

  1. b c Andreas Kleineberg, Christian Marx, Eberhard Knobloch, Dieter Lelgemann: Germania und die Insel Thule. Die Entschlüsselung von Ptolemaios´ „Atlas der Oikumene“. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2010, ISBN 978-3-534-23757-9, S. 3; S. 22 und 25
  2. www.ptolemaios.unibe.ch
  3. www.ptolemaios.unibe.ch/textband.html
  4. www.ptolemaios.unibe.ch/ergaenzungsband.html
  5. Andreas Kleineberg, Christian Marx, Eberhard Knobloch, Dieter Lelgemann: Germania und die Insel Thule. Die Entschlüsselung von Ptolemaios´ „Atlas der Oikumene“. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2010; Hans-Jörg Nüsse, Dieter Lelgemann, Christian Marx: Germania magna – Ein neuer Blick auf eine alte Karte. Entzerrte geographische Daten des Ptolemaios für die antiken Orte zwischen Rhein und Weichsel. In: Germania. Jahrgang 89, 2011, S. 115‒155; Andreas Kleineberg, Christian Marx, Dieter Lelgemann: Europa in der Geographie des Ptolemaios. Die Entschlüsselung des „Atlas der Oikumene“: Zwischen Orkney, Gibraltar und den Dinariden. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2012.
  6. Christian Marx, Andreas Kleineberg: Die Geographie des Ptolemaios. Geographike Hyphegesis Buch 3: Europa zwischen Newa, Don und Mittelmeer. epubli, Berlin 2012.
  7. Andreas Kleineberg, Christian Marx, Eberhard Knobloch und Dieter Lelgemann. Die antike Karte von Germania des Klaudios Ptolemaios. In: zfv-Zeitschrift Heft 2/2011.
  8. Ernst Honigmann: Die sieben Klimata und die Poleis episemoi. Eine Untersuchung zur Geschichte der Geographie und Astrologie im Altertum und Mittelalter. Heidelberg 1929, S. 4; hier zitiert nach Andreas Kleineberg, Christian Marx, Eberhard Knobloch, Dieter Lelgemann: Germania und die Insel Thule. Die Entschlüsselung von Ptolemaios´ „Atlas der Oikumene“. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2010, S. 25.

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